Neuigkeiten vom Mars
Der Mars ist mit einem Durchmesser von knapp 6.800 km zwar nur halb so groß wie die Erde, und damit nach Merkur der zweitkleinste Planet im Sonnensystem, zieht aber sowohl Astronom*innen als auch Raumfahrer*innen in seinen Bann. Der kleine Nachbar der Erde hat schon immer eine zentrale Rolle in der Raumfahrt gespielt. Ist er doch der Planet, der bisher am häufigsten von Raumfahrzeugen besucht worden ist.
Etwa 50 unbemannte Raumsonden wurden bisher schon zur Marserkundung entsandt, von denen aber nur etwa die Hälfte unbeschadet ihre Aufgaben erledigen konnten.
Im Unterschied zur Erkundung des Erdmondes gibt es bis jetzt keine Gesteinsproben, die vom Mars geholt werden konnten, so dass Marsmeteoriten bisher die einzige Möglichkeit waren, Material vom roten Planeten in irdischen Laboren zu erforschen. Diese Situation soll durch die aktuelle Marsmission „Mars 2020“ geändert werden. Am 30. Juli 2020 startete die NASA die Mission mit dem Rover Perseverance an Bord. Am 18. Februar 2021 landete der Rover erfolgreich im 250 Meter tiefen Jezero-Marskrater. Der Krater misst einen Durchmesser von etwa 45 km und ist vor rund vier Milliarden Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden. Funde von Tonmineralien in den tieferen Schichten von Jezero weisen darauf hin, dass der Krater in der Vergangenheit Wasser enthalten haben muss. In diesem Krater wird Perseverance ein etwa 4 km² großes Stück Marsboden untersuchen. Zur weiteren Ausstattung des Rovers gehört neben wissenschaftlichen Instrumenten auch ein 1,8 kg schwerer autonomer Hubschrauber namens Ingenuity. Der mit Lithium-Ionen-Akkus betriebene Hubschrauber absolvierte am 19. April 2021 erfolgreich einen ersten Demonstrationsflug auf dem roten Planten und soll „Luft-Aufnahmen“ machen, sowie Perseverance über die Marsoberfläche leiten. Dieser bahnbrechende Erfolg hat gezeigt, dass ein Hubschrauber auch in der weniger dichten Marsatmosphäre fliegen kann. Der atmosphärische Druck auf der Marsoberfläche ist äußerst gering und entspricht etwa dem Luftdruck der Erdatmosphäre in ungefähr 35 km Höhe.
Ziel des Gesamtprojektes ist unter anderem die Suche nach Hinweisen auf mikrobielles Leben in der Vergangenheit des Planeten. Dazu wird Perseverance Kernbohrungen auf der Marsoberfläche durchführen und diese auf seinem Weg kontaminationssicher ablegen. Der kleinere Fetch-Rover soll die Proben einsammeln und sie zum Rückkehrmodul bringen. Im Rahmen der Mars Sample Return Mission soll ein Raumfahrzeug die gesammelten Bodenproben schließlich zurück zur Erde bringen. Auch wenn diese erste Rückführung von Marsproben für frühestens 2026 geplant ist, konnten Forschende auf der Erde bereits erste Analysen durchführen. Die Proben bestehen aus Vulkan-Gestein, das auch Salz enthält, was darauf hinweist, dass es auf dem Mars Wasser gab. Obwohl Forschende schon lange wissen, dass es große Mengen Wasser auf dem Mars gegeben haben muss, erhoffen sie sich jetzt auch zu erfahren, wie lange dieses auf dem Mars Bestand hatte.
Höheres, intelligentes Leben gab es auf dem Mars zwar wahrscheinlich nicht, aber Wissenschaftler*innen halten primitive Lebensformen wie Mikroben tiefer im Marsboden für denkbar, da diese dort vor der starken UV-Strahlung geschützt sind. Verschiedene Pilzarten wie Cryomyces antarcticus und Cryomyces minteri, die im Inneren von Gesteinen leben oder auch Flechten haben simulierte Marsbedingungen gut überstanden und waren zum Teil nach 18 Monaten auf der Internationalen Raumstation ISS immer noch fortpflanzungsfähig.
Neben der Suche nach Lebensformen hat der Mars aber noch viel mehr zu bieten: Er ist geologisch vielfältig, hat eine Atmosphäre, Kohlendioxideis an den Polen und Wasser findet sich womöglich in großen Mengen im Untergrund. Außerdem soll während der Mission bewertet werden, welche Ressourcen und Gefahren es für Forschende gibt, die in der Zukunft zum Mars reisen könnten.
Unser roter Nachbar bleibt also weiterhin Schauplatz für spannende und herausfordernde Forschung.