Jahresbericht 2018

Technologien sind nicht unsere Götter, sondern unsere Werkzeuge; sie werden dazu geschaffen, dem Menschen zu dienen, das Leben besser, sicherer, angenehmer zu machen

Liebe Leserinnen und Leser,


Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Genetic Engineering, Human Enhancement und einige andere technologische Schlagworte, die in den Medien immer wieder prominent vertreten sind, haben auch 2018 die Diskussionen über die Weiterentwicklung von Technologie und Gesellschaft maßgeblich bestimmt.

Das Spektrum geäußerter Meinungen erstreckt sich dabei von glückseligen Utopien, in denen Technologie paradiesische Zustände ermöglicht, bis hin zu dystopischen Vorstellungen, in denen die Menschheit durch die entfesselten Produkte ihrer technologischen Entwicklungen unterjocht wird.

Wie in allen solchen Fällen liegt die Wahrheit wohl eher zwischen diesen beiden Extremen. Egal, um welche konkrete Technologie es sich handelt, kann zumindest so viel gesagt werden: nichts bricht einfach über uns herein, nichts von alledem ist naturgegeben. Und vor allem: Technologien sind nicht unsere Götter, sondern unsere Werkzeuge; sie werden dazu geschaffen, dem Menschen zu dienen, das Leben besser, sicherer, angenehmer zu machen.

Das bedeutet auch, dass Technologien uns und unser Leben nur insoweit dominieren, wie wir das zulassen. Die zur Zeit intensiv diskutierten Künstlichen Intelligenzen etwa, die - völlig unbestritten – in bestimmten Bereichen, wie etwa der Mustererkennung, der numerischen Lösung komplexer Aufgaben oder der kontinuierlichen Überwachung von Messwerten über lange Zeiträume hinweg, dem Menschen überlegen sind, werden ausschließlich diejenigen Entscheidungen übernehmen, die wir ihnen überlassen. An dieser Stelle muss sorgfältig überlegt werden, wieviel Autonomie wir bereit sind aufzugeben, was wir dabei gewinnen und welchen Preis wir dafür zahlen.

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Aus diesem Aspekt gesehen, besteht also zunächst wenig Anlass für dystopischen Alarmismus. Es ist eher ein rational reflektierter Optimismus angebracht, dass Technologien uns helfen werden, die drängenden Probleme einer ständig steigenden Weltbevölkerung, der Klimaveränderungen und der durch Menschen verursachten Eingriffe in die Ökosysteme zu lösen.

Dabei bleibt aber völlig unbenommen, dass jede neue Entwicklung auch negative Seiten mit sich bringt, die tunlichst vor ihrem Eintreten erkannt und bewertet werden müssen. Es zeigt sich, dass gerade die „neuen“ Technologien Potenziale bergen, die in relativ kurzer Zeit globale Wirkungen erzielen können. Die unkontrollierte Freisetzung von Nanopartikeln in die Umwelt oder die Veränderung der Evolution durch Eingriffe in die Keimbahn könnten erhebliche Folgen zeitigen, die tatsächlich existentiell sein können.

Auch dazu lässt sich eine grundsätzliche Bemerkung machen: es gibt keinen naturgegebenen Masterplan, innerhalb dessen wir eine bestimmte Technologie entwickeln müssen. Wir sollten (müssen!) uns die Zeit nehmen, über die Auswirkungen neuer Entwicklungen nachzudenken und Mechanismen zu etablieren, die deren negative Begleiterscheinungen abfangen. Als Maßstab kann dazu nur das Wohl des Menschen dienen – und zwar in globalem Umfang. Um es in Anlehnung an Kant als kategorischen Imperativ zu formulieren: Entwickle stets nur jene Technologien, von denen Du auch möchtest, dass andere sie entwickeln könnten.

Die Risiken werden sich dadurch nicht vollständig beseitigen lassen, aber zumindest der Versuch einer Minimierung ist alle Anstrengungen wert.

Seit mehr als 40 Jahren arbeitet das Fraunhofer INT dafür, auf wissenschaftlicher Grundlage Aussagen über die Entwicklung und Auswirkung fortgeschrittener Technologien zu liefern. Wie jedes Jahr, haben wir versucht, in diesem Jahresbericht einen Ausschnitt aus unseren Arbeiten zusammenzustellen, der Ihnen einen Überblick über das umfangreiche Forschungs-Portfolio des Instituts gestatten soll.

Ich wünsche Ihnen beim Lesen viel Spaß, Anregung und eine gute Portion Optimismus für Ihren eigenen Blick in die (technologische) Zukunft.

Mit den besten Wünschen,
Ihr
Prof. Dr. Dr. Michael Lauster

Forschungs-Highlightberichte aus dem Jahr 2018

Hier finden Sie die sechs Berichte, die es in unserem Jahresbericht 2021 in die Rubrik Forschungs-Highlights geschafft haben.

 

„Horizonte erweitern!“ – Bedarfsorientierte Technologievorausschau für ländliche Regionen

 

Drohnenabwehr durch High Power Electromagnetics (HPEM)

 

EU Horizont-2020-Projekt C-BORD: Containerkontrolle an Grenzstationen und in Häfen

 

RAPRO

 

1. FuT-Zukunftslagekonferenz 2018

 

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