Synergiebereich: Sicherheit, Verteidigung und Weltraum

Ganzheitliche Sicherheitsforschung für Europa und Deutschland

Angesichts aktueller Trends wie der zunehmenden Vernetzung, Unsicherheiten, Interdependenzen und Herausforderungen wie dem Klimawandel, dem globalen Systemwettbewerb, der hybriden Kriegsführung und dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zeigt sich der Bedarf nach einem ganzheitlichen, integrierten Ansatz zur Sicherheit Deutschlands und Europas1. Der »Synergiebereich: Sicherheit, Verteidigung und Weltraum« identifiziert gemeinsame Bedarfsüberschneidungen und Themen, bei denen ein engerer Austausch zwischen ziviler und militärischer Forschung notwendig oder ein Mehrwert durch einen holistischen Sicherheitsansatz entsteht. In diesem Bereich arbeitet TIP proaktiv mit anderen Gruppen am Fraunhofer INT zusammen, um diese Synergieeffekte zu nutzen.

Die moderne globale Sicherheitslage und gegenseitige Abhängigkeit

Die globale Systemrivalität und das Bestreben einiger führender Akteure, die globale Ordnung umzugestalten, führen zu einer zunehmenden Nutzung verdeckter Mittel unterhalb der Schwelle des konventionellen Krieges oder eines Verteidigungs- bzw. Bündnisfalls. Diese unkonventionellen, irreguläre oder nicht-restriktiven Kriegsführung sind nicht völlig neu, erreichen jedoch durch die zunehmende Vernetzung ein höheres Niveau von Vulnerabilität. Zu den hybriden Bedrohungen zählen u. a. Cyberangriffe, Sabotage, Informationskampagnen, Spionage, bösartige Aktivitäten im Weltraum sowie der Einsatz ökonomischer und politischer Maßnahmen, wie die Blockaden im UN-Sicherheitsrat2. Diese hybriden Angriffe zielen oft auf zivile Akteure, was eine verstärkte zivile Resilienz und Zusammenarbeit mit dem Militär erfordert. Da die Handlungsmöglichkeiten des Militärs im zivilen Bereich praktisch nicht gegeben sind, müsste es auf eine effektive zivile Verteidigung sowie auf kritische Beiträge der Zivilgesellschaft, wie die Bereitstellung des Schienennetzes und die Versorgung mit Treibstoff, zur Gesamtverteidigung zurückgreifen3.

Auf der anderen Seite wird auch die Unterstützung der militärischen Streitkräfte bei Krisen wie Pandemien und Naturkatastrophen wie Flutkatastrophen benötigt. Die Bundeswehr verfügt über das Personal und schwere Gerät, das in solchen Fällen gebraucht wird und relativ schnell bereitgestellt werden kann. Diese Punkte verdeutlichen die Abhängigkeiten zwischen Akteuren der zivilen Sicherheit und Verteidigung sowie den Bedarf an verstärkter zivil-militärischer Zusammenarbeit zur Bewältigung moderner Herausforderungen und Stärkung der gesamtstaatlichen Resilienz.

Andere gemeinsame Herausforderung und Aufgaben

Gemeinsame Aufgabenstellungen in der Verteidigung und der zivilen Sicherheit sind u. a. die nachhaltige Transformation und der effektive Schutz gegen Drohnen und Cyberangriffe. Auch die Anwendung von Künstlicher Intelligenz und die damit verbundenen ethischen Fragestellungen müssen von Akteuren beider Bereiche intensiv bearbeitet werden. Zudem gewinnen Dual-Use- und Commercial-off-the-Shelf-Technologien sowie die Beiträge privaten und freiwilligen Akteuren für die Operationsfähigkeit und Beschaffung in der Verteidigung und zivilen Sicherheit zunehmend an Bedeutung, wie z. B. bei Kommunikationsunterstützung durch Star Link oder Cyberverteidigung durch große Technologieunternehmen wie Microsoft oder Cyber-Milizen. Die Zusammenarbeit mit privaten Akteuren schafft Synergieeffekte und steigert Effektivität in beiden Bereichen.

Weltraumtechnologien als Grundstein der modernen Gesellschaft und Sicherheit

Weltraumtechnologien sind integraler Bestandteil kritischer Infrastruktur. Sie ermöglichen weltweite Kommunikation, präzise Aufklärungs-, Positions-, Navigations- und Zeitinformationen (PNZ) und sind unverzichtbar für Verkehr, Logistik, Finanzwesen, moderne Landwirtschaft, Industrie, Notfalldienste sowie Energieversorgung und Abfallentsorgung. Bedrohungen im Weltraum wie Sonnenstürme, Anti-Satelliten-Waffen oder Gefahren durch Weltraumschrott müssen in die Sicherheitsplanung einbezogen werden.

Holistischer Sicherheits- und Resilienzansatz

Ein systemischer Ansatz erfordert die Einbindung aller relevanten Akteure aus Privatwirtschaft, Behörden, Militär, Politik, Zivilgesellschaft und Forschung. Dies ermöglicht es, Interdependenzen klar darzustellen, holistische Sicherheitskonzepte für Gesellschaft und Staat zu entwickeln sowie unterschiedliche Bedrohungsszenarien umfassender zu simulieren und anschließend entsprechende Sicherheitskonzepte und -maßnahmen effektiver umzusetzen.

Unsere Expertise in zivilen und militärischen Sicherheitsfragen

Das Fraunhofer INT zeichnet sich durch umfassende Forschung in den Bereichen zivile Sicherheit, Verteidigung und New Space aus. Diese interdisziplinäre Ausrichtung ermöglicht es uns, einen ganzheitlichen Sicherheitsansatz zu verfolgen, unterstützt durch spezifische Expertisen und weitreichende Netzwerke. Das Geschäftsfeld »Öffentliche Technologie- und Innovationsplanung« (TIP) arbeitet im »Synergiebereich: Sicherheit, Verteidigung und Weltraum« proaktiv mit anderen Geschäftsfeldern zusammen, um Synergiepotenziale gezielt zu nutzen. Dabei kommen unterschiedlichste Methoden zum Einsatz, wobei der Fokus auf einem intensiven Austausch und enger Kollaboration liegt.

Verzahnung mit anderen Schwerpunktthemen

Der »Synergiebereich: Sicherheit, Verteidigung, Weltraum« ist eng mit der »zivilen Sicherheit« verknüpft. Darüber hinaus umfasst er auch die übergreifenden Themen »Resilienz« und die aktive Einbindung der Bevölkerung bzw. »Citizen Science« in Forschungs- und Entwicklungsprozesse.

Referenzen

Wehrtechnische Zukunftsanalyse

Zukunftsforschung für Verteidigung und Sicherheit

Fraunhofer-Leistungsbereich Verteidigung, Vorbeugung und Sicherheit VVS

Fraunhofer AVIATION & SPACE