Innovationen in Gesundheitsschutz und Katastrophenmedizin

Einflüsse auf die Gesundheitsvorsorge

Unsere Gesundheitsvorsorge steht regelmäßig vor neuen Herausforderungen, einerseits durch plötzlich auftretende Katastrophen, anderseits durch langfristige Veränderungen wie den demografischen Wandel und den Klimawandel.

Klimawandel und Gesundheit

Der Klimawandel betrifft alle Bereiche des gesellschaftlichen Handels und damit auch speziell die Gesundheit und das Wohlergehen der Bevölkerung. Die Folgen für den Gesundheitsschutz können sich auf drei Ebenen zeigen:

  1. Direkte Auswirkungen – etwa durch häufige auftretende extreme Hitzewellen und Naturkatastrophen.
  2. Indirekte Auswirkungen über das Ökosystem – beispielsweise durch veränderte Lebensbedingungen und die Ausbreitung krankheitsübertragender Lebewesen.
  3. Sozial vermittelte Folgen – wie die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, die im schlimmsten Fall zu Pandemien und einer Überlastung des Gesundheitssystems führen können.

Durch den Klimawandel verändern sich dabei die Rahmenbedingungen für den Gesundheitsschutz immer weiter. Daher müssen zukunftsfähige Lösungen identifiziert und entwickelt werden, die auch in der veränderten Welt von Morgen funktionieren werden.

Demografischer Wandel

Gleichzeitig verändert sich unsere Gesellschaft in ihrer Altersstruktur: In alternden Gesellschaften werden technische Assistenzsysteme für Senioren zunehmend wichtiger und stellen Rettungskräfte vor neue Herausforderungen. In einer von TIP geleiteten paneuropäischen Pilotkampagne, mit dem Ziel, aktives Altern zu ermöglichen und dabei einen hohen Lebensstandard zu erhalten, wurde ein breites Spektrum digitaler Lösungen für die europaweite integrierte Pflege entwickelt und evaluiert. Der demografische Wandel und damit verbundene Herausforderungen in der Pflege treffen darüber hinaus ländliche Regionen deutlich stärker, was lokal angepasste, partizipative Konzepte im Gesundheitsschutz erfordert.

Naturkatastrophen und Katastrophenmedizin

Naturkatastrophen wie Dürren, Waldbrände, Stürme oder Fluten werden bereits heute durch den Klimawandel häufiger und stellen den Bevölkerungsschutz ständig vor neue Herausforderungen. TIP beteiligt sich seit 2009 an Forschungsprojekten im Bereich Katastrophenmedizin, um die Arbeit von Rettungskräften und Behörden in der zivilen Sicherheit zu unterstützen. Ziel ist dabei immer, innovative und zukunftsfähige Lösungen zu identifizieren, die Einsatzstäbe und -kräfte bestmöglich darin zu unterstützen, langfristige Schäden abzuwenden und Leben zu retten.

Katastrophenmedizin umfasst die medizinische Versorgung und organisatorische Maßnahmen im Falle einer Katastrophe oder einer Großschadenslage, wenn eine Individualversorgung Verletzter oder Erkrankter zeitweise nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, bis hin zur Triage lebensbedrohlich Verletzter. Hier können von TIP evaluierte neue Technologien und Entscheidungshilfen dazu beitragen, ein klares Lagebild zu schaffen, Abläufe zu beschleunigen und eine schnelle Informationsweitergabe zu ermöglichen.

CBRN(E) Gefahren

Gefahren durch chemische, biologische, radiologische oder nukleare Stoffe ggf. in Kombination mit Explosionsstoffen erfordern immer eine multidisziplinäre Bewältigung und oft eine Koordination auf nationaler Ebene. Solch komplexe Gefahrenlagen erfordern spezialisierte Ausrüstung und Training zur Detektion, Triage und Dekontamination. Da diese Fähigkeiten nicht überall unbegrenzt vorgehalten werden können, sind Innovationen zur schnellen Gefahrenerkennung, Informationsweitergabe und Einbindung von Nicht-Experten wertvoll. TIP unterstützt durch anwenderzentrierte Bedarfserhebungen mit speziell geschulten Rettungskräften die Anpassung von Technologien, die direkt in kontaminierten Gebieten eingesetzt werden.

Pandemien

Pandemien nehmen eine Sonderstellung in der Katastrophenmedizin ein, da ihr plötzliches Auftreten einerseits sofortige Notfallmaßnahmen erfordert und sie andererseits durch ihre lange Dauer zu einer Belastung für das ganze Gesundheitssystem werden können. Das plötzliche Auftreten einer Pandemie erfordert einen umfassenden, grenzüberschreitenden Ansatz. Pandemiemanager müssen Daten aus Quellen nutzen, analysieren und Maßnahmen ableiten. Sie müssen sicherstellen, dass Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen über die richtige Ausrüstung, genügend Personal und Ressourcen verfügen. TIP hat hierbei den Prototyp eines IT-Systems evaluiert, der Planung, Lageerfassung und Entscheidungsprozesse im Pandemiemanagement der EU unterstützen kann.

Langfristig müssen Pandemiemanager in der Öffentlichkeit Vertrauen aufbauen, effektiv kommunizieren und die Bevölkerung einbeziehen, sodass diese aktiv zur Pandemiebekämpfung beiträgt. Die Kommunikation muss dabei präzise, zeitnah und deutlich sein. TIP hat effektive Risikokommunikationsstrategien analysiert und gemeinsam mit Expert*innen und Gesundheitsbehörden Empfehlungen erarbeitet. Diese werden Anwender*innen im Gesundheits- und Zivilschutz als praktische, anpassbare Kommunikationsmaterialen bereitgestellt.

Referenz-Projekte

TeamUP

Neue Technologien für Experten und reguläre Einsatzkräfte in CBRNe-Lagen.

PANDEM-2

Planung und Krisenbewältigung im Pandemiemanagement.

KResCo

Krisenresilienz im Bevölkerungsschutz in der COVID-19-Pandemie.

SHAPES

Digitale Innovationen für ein gesundes und unabhängiges Altern.