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Ocean Clean-Up

Per Crowdfounding sammelte der Niederländer Boyan Slat im Jahr 2013 innerhalb von 100 Tagen mehr als zwei Millionen USD, um das Start-Up „The Ocean Clean-Up“ zu gründen. Eines der bekanntesten Beispiele für Meeressäuberungsprojekte. Die Vision des Unternehmens ist es, bis 2040 90 % der Abfälle aus den Meeren aufzufangen und sie nachhaltig in Form neuer Produkte wiederzuverwerten.

Denn über 100 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle haben sich in den Weltmeeren angesammelt und jedes Jahr gelangen Schätzungen zufolge weitere 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen dazu. Die Strömung zieht die Abfälle von Küsten und Flussmündungen aufs offene Wasser, wo sie in großen Strudeln rotieren und riesige Teppiche an Abfällen bilden. Durchschnittlich treiben in den Ozeanen mittlerweile 18.000 Kunststoffteile unterschiedlichster Größe je Quadratkilometer Meeresoberfläche. Den größten Teil davon bilden Verpackungsmaterialien und Abfälle aus Fischerei und Schifffahrt, wie z. B. Reste von Fischernetzen oder Tauen.

Das Start-Up „The Ocean Clean-Up“ sammelt den auf der Meeresoberfläche schwimmenden Abfall, mit Hilfe eines ca. 600 m langen durch die Strömung angetriebenen U-förmigem Rohrs auf, und transportiert diesen anschließend zum Recycling weiter. Im Oktober 2019 wurde von der Firma zudem mit dem „Interceptor“ ein Katamaran ähnliches Schiff gebaut, dass in Flüssen verankert wird und dort bereits Abfälle einsammelt. Damit wurde der Fokus auf die Säuberung der Flüsse vorverlagert, um zu verhindern, dass die Abfälle durch die Strömung ins Meer gelangen. Jeder Interceptor sei in der Lage, 50.000 kg Müll einzufangen, was rund einer Millionen Plastikflaschen entsprechen würde. Bei optimalen Bedingungen sei sogar die doppelte Menge möglich. Die Plattform ist durch Solarzellen angetrieben und arbeitet vollständig autonom. Sind die Auffangbehälter gefüllt, melden dies verschiedene Sensoren den lokal anliegenden Schiffen, die die Container entleeren und den Kunststoffabfall zum Recycling weitertransportieren. Es gibt bereits vier solcher Schiffe, wovon zwei bereits Plastikmüll in Flüssen in Indonesien und Malaysia einsammeln. Das Unternehmen erhofft sich, diese Technologie bis 2025 auf 1000 Flüssen einsetzen zu können.

Ein weiteres vielversprechendes Projekt ist das der Aachener Architektin Marcella Hansch. Ihre Idee entwickelte sie ursprünglich in ihrer Masterarbeit. Mit der anschließenden Gründung des Start-Ups „Pacific Garbage Screening“ verfolgt Marcella Hansch die gleichen Ziele wie Boyan Slat. Eine schwimmende Plattform, die einem Kamm oder den Barten eines Buckelwals gleicht, soll durch seine spezielle Konstruktion Plastikpartikel aus dem Wasser filtern. Die 35m langen „Kiele“ sollen die Strömung punktuell beruhigen und die Kunststoffabfälle, die leichter als Wasser sind, wieder an die Oberfläche treiben. Der eingesammelte Abfall soll mittels Plasmavergasung in Wasserstoff und CO2 umgesetzt werden, aus denen man entweder Brennstoff für die Anlage gewinnt oder Algenkulturen zusetzt, um Rohstoff für umweltverträglichen Biokunststoff zu erhalten. Auch hier soll zukünftig der Fokus auf Flüsse und Flussmündungen gesetzt werden, um zu verhindern, dass Kunststoffe unkontrolliert ins Meer gelangen.

Ein drittes Beispiel stellt das Projekt „Seekuh“ des deutschen Unternehmens „OneEarth-One-Ocean“ dar, das 2011 ins Leben gerufen wurde. Das kleine Schiff sammelt nicht nur Abfälle aus dem Meer auf, sondern entnimmt dabei zeitgleich Wasserproben und misst den Grad der Verschmutzung des Wassers. Nach Angaben des Unternehmens bräuchte man etwa 5000 Seekühe, um das Problem der Meeresverschmutzung durch Kunststoffe binnen 10 Jahren zu beseitigen. Nach dem ersten erfolgreichen Testlauf 2016 in Lübeck, kam die „Seekuh“ das erste Mal aktiv im Jahr 2018 in Hongkong zum Einsatz. Ihr großer Vorteil ist, dass sie flexibel einsetzbar und einfach in Container verpackt transportiert werden kann.

Alte Fischernetze, die in den Ozeanen treiben, stellen laut FAO und UNEP etwa ein Zehntel der Meeresabfälle dar. Sie verbleiben oft mehrere Hundert Jahre in den Meeren und führen zum unbeabsichtigten Fang von zahlreichen Tieren wie Delfinen, Schildkröten und anderen Meereslebewesen.

Das Projekt „Healthy Seas“  hat sich zum Ziel gesetzt, die „Geisternetze“ aus der Nordsee und im Mittelmeerraum zu entfernen und diese in spezielle Nylon-Fasern umzuwandeln. Diese können dann als Ausgangsstoff für nachhaltige Produkte wie Badebekleidung, Rucksäcke, Strumpfware oder individuell fertigbare Teppiche verwendet werden. Ergänzend dazu wurde der „Healthy Seas Fund“ gegründet, dessen Fokus auf der Stärkung des öffentlichen Bewusstseins und der Finanzierung lokaler Küsten -und Meeresprojekten liegt.

Inzwischen gibt es zahlreiche Initiativen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Weltmeere zu säubern. Durch die auch immer stärker werdende mediale Präsenz erhalten solche Projekte zudem zunehmend mehr Unterstützung. Auch wenn die Umsetzungen unterschiedlich sind, verfolgen jedoch alle Projekte das gleiche Ziel: die Säuberung der Weltmeere von gigantischen Abfallfluten. Wegen den zunehmenden Massen an Abfällen und der immer lauter werdenden Forderung nach nachhaltigerer und umweltbewussterer Produktion kann man auch in naher Zukunft einen Zuwachs an Projekten und Initiativen erwarten, die sich der Säuberung der Meere von Kunststoffabfällen und deren Recycling widmen werden. Die Themenbereiche der Abfallvermeidung und des Recyclings von Kunststoffen sind nicht nur im Kontext der Meeresverschmutzung weiterhin Zukunftsthemen.

Dieser Trend-NEWSletter-Artikel wurde im April 2020 veröffentlicht.

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