Zunehmende Bedeutung auf nationaler und europäischer Ebene
Verschiedene Einflussfaktoren bestimmen das Waldbrandrisiko
Drängende gesellschaftliche Herausforderungen wie der Klimawandel, soziale Ungleichheit und ökologische Degradation sind durch Wechselwirkungen zwischen natürlichen und sozioökonomischen Systemen gekennzeichnet. Waldbrandrisiken und ihr Management sind durch komplexe Abhängigkeiten zwischen Mensch und Umwelt charakterisiert. So führt der Klimawandel in vielen Regionen vermehrt zu langanhaltender Trockenheit und Hitze, während Wälder und Vegetation aufgrund von Trockenheit und Schädlingsbefällen anfälliger gegenüber Bränden werden. Dieses Zusammenspiel begünstigt das Auftreten von Wald- und Vegetationsbränden. Zunehmend heiße Sommer führen außerdem dazu, dass auch kaltgemäßigte Klimazonen immer mehr von Waldbränden betroffen sind.
Gleichzeitig verändern sich eine Reihe von Faktoren, die die Auswirkung möglicher Brände beeinflussen. Die Bewirtschaftung ländlicher Räume und damit die Menge vorhandener Brennstoffe ist z. B. eng mit Urbanisierungsprozessen und der Entvölkerung dieser Regionen verbunden. Kritische Infrastrukturen wie die Elektrizitätsversorgung oder der Verkehr können gleichzeitig sowohl Auslöser von Bränden (bspw. durch Funkenschlag) als auch selbst betroffen sein. Nicht zuletzt die extremen Waldbrände im Sommer 2022 haben eindrücklich gezeigt, wie sich verschiedene Faktoren anhäufen/summieren und zu riesigen Flächenbränden führen können. In der Literatur wird inzwischen häufig der Begriff »Mega Fires« verwendet. Das Thema Waldbrand-Risikomanagement rückt dadurch zunehmend in den öffentlichen Fokus.
Komplexes Zusammenspiel verschiedener Akteure
Die Vielzahl der Einflussfaktoren auf das Waldbrandrisiko erfordert die Entwicklung komplexer Maßnahmen. Zum einen müssen verschiedenste Akteure einbezogen werden wie beispielsweise Forst- und Landwirtschaft, Feuerwehren, aber auch Infrastrukturbetreiber, Raumentwicklung, Tourismus und nicht zuletzt die Bevölkerung, die häufig Brände selbst versursacht. Besondere Berücksichtigung müssen dabei Konflikte finden, die durch die verschiedenen Zielsetzungen der verschiedenen Akteure auftreten können. Aus Naturschutzperspektive kann es bspw. sinnvoll sein, Wälder möglichst unberührt zu lassen, wohingegen die Waldbrandprävention vermehrt auf kontrollierte Brände setzt um die Brennlast zu reduzieren und so Großbrände zu verhindern. Die Interessen von Waldbäuerinnen und -bauern ergänzen dieses Bild. Die Europäische Union (EU) investiert vermehrt in die Anschaffung von Lösch-Flugzeugen (rescEU), während Expert*innen in der Waldbrandbekämpfung darauf hinweisen, dass insbesondere »Mega Fires« gar nicht löschbar sind, sondern lediglich im Rahmen der Möglichkeiten kontrolliert brennen müssen.
Projekte im Bereich des Waldbrand-Risikomanagements
Im Rahmen des Waldbrand-Risikomangements wird daher sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene versucht, die Vielzahl der Faktoren sowohl präventiv, also auch reaktiv und im Bereich des Wiederaufbaus (der Wiederaufforstung) zu adressieren. Das Fraunhofer INT beteiligt(e) sich in diesem Zusammenhang an verschiedenen Projekten:
- Konzeptentwicklung eines europäischen Waldbrand-Hub, der sowohl das Teilen von Ressourcen, beispielsweise Löschflugzeugen, als auch von Wissen organisieren soll (Auftrag für DG ECHO).
- FIRE-IN ist eine Koordinierungs- und Unterstützungsmaßnahme (CSA) und wurde 2022 erfolgreich abgeschlossen. Ziel war es, gegenwärtige und zukünftige Fähigkeitslücken der Waldbrandbekämpfung zu ermittelt und mögliche Lösungen zu finden. Zusätzlich wurden mit der Entwicklung einer »Fire & Rescue Strategic Research and Standardisation Agenda« Handlungsempfehlungen entwickelt.
- Firelogue (Cross-sector Wildfire Risk Management Dialogue) ist ebenfalls eine CSA unter dem Europäischen Green Deal, die Innovationen verschiedener Forschungs-Großprojekte zum Thema Waldbrand-Risikomanagement über die verschiedenen Interessensgruppen und Phasen des Waldbrandrisikomanagements hinweg integriert.
- Innerhalb des Projekts TASP-Inkubator werden quantitative Methoden zur Analyse von Science-Policy-Interfaces im Bereich des Waldbrand-Risikomanagements entwickelt. Erste Ergebnisse wurden auf der IX International Conference on Forest Fire Research vorgestellt.