Horizonte erweitern - Perspektiven ändern

© Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation CeRRI
© Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation CeRRI

Wie soll das Leben im ländlichen Raum künftig aussehen? Was brauchen die Menschen vor Ort, und wie kann man der Politik helfen, auf diese Bedarfe einzugehen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Fraunhofer INT im BMBF-Verbundprojekt „Horizonte erweitern – Perspektiven ändern“.

 

Durch den Fokus auf ländliche Räume als aktive Innovationstreiber erschließen sich neue Forschungsfelder für die Wissenschaft wie auch neue Maßnahmen und Strategien für einen erfolgreichen Technologietransfer aus der Wissenschaft in die ländlichen Räume.

Das Verbundprojekt läuft von März 2017 bis Februar 2020 und wird vom Center for Responsible Research and Innovation (CeRRI) des Fraunhofer IAO koordiniert. Auftraggeber ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Weitere Projektpartner sind die Humboldt-Universität zu Berlin, das Institut für Sozialinnovation e. V. (ISInova) und das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL).

Folgende Fragestellungen beschäftigten das Team des Fraunhofer INT:

  • Welche Technologien können bei der Umsetzung der gewünschten Zukunftsbilder unterstützen?
  • Und wie können auf dieser Grundlage neue Strategien und Maßnahmen für Innovationsprozesse in ländlichen Räumen abgeleitet werden?

 

Neue Technologien für ländliche Räume

In einem ersten Schritt wurde vom Fraunhofer CeRRI ein Vordenker-Workshop veranstaltet, aus dem für die Menschen im ländlichen Raum wünschenswerte Zukunftsbilder abgeleitet wurden. Seitens des Fraunhofer INTs wurden basierend auf diesen Zukunftsbildern Technologien identifiziert, die die Regionen bei der Umsetzung der Zukunftsbilder in die Realität unterstützen können. Das Fraunhofer INT hat dazu Technologieoptionen und Themenfelder identifiziert, welche dann mithilfe von Interviews mit Experten der Fraunhofer-Gesellschaft priorisiert wurden.

Die Technologieoptionen dienten der Vorbereitung von Workshops in drei unterschiedlichen Modellregionen in ganz Deutschland. Um den Teilnehmenden einen spielerischen Zugang zu den Technologien zu ermöglichen, wurde ein kooperatives und spielebasiertes Format zur Ermittlung von Technologiebedarfen der BewohnerInnen entwickelt.

 

Ablauf der Workshops in den Modellregionen

Die Workshops wurden in drei ausgewählten Regionen durchgeführt: im Ilzer Land, Eiderstedt und dem Werra-Meißner-Kreis. Die Teilnehmenden konnten in einem interaktiven, spielerischen Setting bekannte Umgebungen mit Zukunftsbildern überblenden. Dieser Prozess wurde durch designbasierte Methoden unterstützt, um Zukunftsperspektiven der Regionen mit den Ansprüchen an Innovation und technologischen Entwicklungen zu vereinbaren. 

An Tag 1 bewegten sich die Workshop-Teilnehmenden durch drei Zukunftsparcours mit je vier Stationen in ihrer Region, die die Zukunftsszenarien erleb- und verhandelbar machten. Die Teilnehmenden erkundeten die Visionen durch sogenannte „spekulative Artefakte“ in ihrem alltäglichen Umfeld und setzten sich unterstützt durch einen Fragenkatalog und moderiert in kleinen Gruppen direkt vor Ort mit diesen auseinander. Die drei Zukunftsszenarien beschäftigten sich mit vielfältigen Themen – von adaptiven Wohnformen über neue Lern- und Bildungskulturen sowie Logistik neu gedacht bis hin zu innovativen Arbeitsmodellen. An jeder Station begegneten den Teilnehmenden unterschiedliche Lösungsansätze und sie diskutierten dabei beispielsweise über eine intelligente Verwaltung, das Schöpfen regionaler Werte oder neue Gemeinschaftsorte.

An Tag 2 widmeten sich die Teilnehmenden in einem „Zukunftsspiel“ in Kleingruppen ihren Lieblingsideen des Vortages. Gemeinsam wählten sie Themen, die sie durch den Parcours an Tag 1 kennengelernt hatten und machten sie zu Missionen für das Spiel. Mit den Missionen sollten die Teams die Frage beantworten, wie das Leben vor Ort im Jahr 2034 aussehen soll. So wurden die Teilnehmenden spielerisch zu Gestaltern der Zukunft ihrer Region. Hier kam den verschiedenen Perspektiven der Teilnehmenden eine besondere Rolle zu. Was wird gebraucht, um die Mission vor Ort erfolgreich zu gestalten? Die Teams diskutierten so konkrete Anforderungen und Ideen für Innovationen und entwickelten eigene Zukunftsvisionen für ihre Regionen. Auf diese Weise identifizierten sie spielerisch Maßnahmen, und artikulierten reflektiert fehlende Lösungen.

Zum Abschluss des Workshops präsentierten die Teams die von ihnen erarbeiteten Zukunftsvisionen in einem kleinen Rollenspiel. Mithilfe eigens erstellter Requisiten, lebensnah und einer großen Prise Humor brachten sie so ihre Ideen und Vorstellungen den anderen Teilnehmenden und Vertretern aus  Politik und Gesellschaft nahe. 

 

Lösungen für den Technologietransfer zwischen Stadt und Land

Um passgenaue Maßnahmen und Technologien für ländliche Regionen zu erhalten, werden in einem nächsten Schritt zunächst die Workshops ausgewertet. Daraus erstellt das Fraunhofer INT eine auf den Bedarfen und Wünschen der ländlichen Regionen für das Jahr 2034 basierende Technologieliste. Im nächsten Schritt werden mit Expertenteams die kritischen Technologien für die Anwendungsbedarfe identifiziert. Abschließend werden Maßnahmenbündel für Entscheidungstragende aus der Politik, Regionalentwickelnden, Forschungsstrategen und Führungskräfte in außeruniversitären Forschungseinrichtungen abgeleitet. So soll das ursprüngliche Ziel des Projekts erreicht werden, nämlich eine Verbesserung des Technologietransfers zwischen urbanen und ländlichen Regionen und die Positionierung ländlicher Regionen als Treiber von Innovationen.