Autorinnen: Dr. Sonja Grigoleit, Simone Schmitz
Das Ziel des im November 2019 gestarteten EU-Projektes SHAPES (Smart and Healthy Ageing through People Engaging in Supportive Systems) ist, eine Technologieplattform zu entwickeln, die sowohl eine Vielzahl von digitalen Lösungen – zum Beispiel aus den Bereichen Robotik, virtueller Sprachassistenten, künstlicher Intelligenz und Videokommunikationstools – als auch eine Vielzahl von Sensoren aus dem Gesundheits- und Smart-Home-Bereich beinhaltet, um damit der wachsenden Gruppe der älteren Bevölkerung ein aktives, selbstbestimmtes und gesundes Leben bei einem hohen Lebensstandard zu ermöglichen.
Als sich abzeichnete welchen gravierenden Einfluss COVID-19 auf das europäische Gesundheitssystem hat, bat die EU-Kommission die Leitung von SHAPES, das Projekt dahingehend anzupassen, dass die im Projekt (weiter)entwickelten digitalen Technologien auch als Lösungen für Pandemien und die dadurch entstehenden Herausforderungen genutzt werden können.
Da SHAPES einen Schwerpunkt auf die Begleitung, Betreuung und Rehabilitation von älteren Menschen in ihrer häuslichen Umgebung setzt, bieten viele der SHAPES Technologien die Möglichkeit, die medizinische Versorgung von älteren Menschen auch aus der Ferne ohne die Notwendigkeit von Arzt- oder Klinikbesuchen sicherzustellen. Bei zukünftigen lokalen oder nationalen Kontaktsperren könnten so gerade chronisch kranke Menschen besser überwacht und versorgt werden.
Eine weitere Stärke von SHAPES ist die Prävention und Risikoüberwachung von älteren Menschen. Ursprünglich sollten mit Hilfe künstlicher Intelligenz z. B. Herzpatienten oder an Diabetes leidende Menschen überwacht und gewarnt werden, wenn die verschiedenen gesundheitlichen Parameter des Patienten auf eine Risikosituation hindeuten. In den letzten Wochen haben die technischen Partnerorganisationen jedoch gezielt zusätzliche Produkte entwickelt, die speziell in der aktuellen COVID-19-Pandemie zur Überwachung und zur Risikoidentifizierung verwendet werden können.
Insgesamt arbeiten an diesem anspruchsvollen Innovationsprojekt 25 europäische Partnerorganisationen unter der Leitung der Maynooth University (Irland). Das Projekt wird über einen Zeitraum von 4 Jahren mit insgesamt 18 Millionen Euro von der EU-Kommission gefördert.
Eine der Aufgaben des Fraunhofer INTs ist dabei die Leitung der Pilotkampagne, innerhalb derer die SHAPES Plattform und ihre digitalen Lösungen an 15 verschiedenen europäischen Pilotstandorten getestet und evaluiert werden. An diesen Pilot-Tests nehmen zum einen rund 450 ältere Menschen in ihrer privaten häuslichen Umgebung oder in Seniorenwohnheimen und darüber hinaus zahlreiche Angehörige, Pflegekräfte sowie medizinisches Fachpersonal teil.
Außerdem wird am Fraunhofer INT der Anforderungskatalog für die SHAPES Plattform erstellt, der auf der Basis von umfangreichen Literaturrecherchen und Interviews entwickelt wird. Die Foresight-Gruppe des Fraunhofer INT führt darüber hinaus kontinuierliche Vorausschau-Aktivitäten durch, um so auch Zukunftstechnologien und zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen mit in das Projekt einfließen zu lassen. Während eines virtuellen Workshops am 12. Mai 2020 hatten die teilnehmenden Experten die Möglichkeit, ihre Sicht auf zukünftige Bedarfe und technologische Lösungen zu diskutieren und in den Prozess einzubringen.