Autorin: Dr. Maike Vollmer
Eines der Grundprobleme in der zivilen Sicherheitsforschung und in den Innovationsaktivitäten von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) ist der mangelnde Austausch zwischen den BOS als Endanwendern auf der einen Seite und Anbietern (insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen – KMU) auf der anderen. Bisher gab es in Deutschland kein entsprechendes Cluster, das fachdienstübergreifend agiert und sowohl die polizeiliche als auch die nicht polizeiliche Gefahrenabwehr einbindet.
Der bisherige Mangel begründet sich nicht zuletzt darin, dass BOS bedingt durch den föderalen Aufbau sehr divers organisiert und insbesondere auch in Hinblick auf Forschungsaffinität und Fähigkeit zur Bedarfserhebung sehr unterschiedlich aufgestellt sind. Dies macht es wiederum für KMU kaum leistbar, einen grundsätzlichen Überblick über tatsächliche Forschungs- und Technologiebedarfe bei BOS zu erhalten, was eine am wirklichen Bedarf orientierte Entwicklung neuer Lösungen behindert.
Das 2021 unter der Förderinitiative »Innovationsforum Mittelstand« vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte und von der Bundesanstalt für Materialforschung geleitete Projekt »InnoBOSK« erschuf erstmalig systematisch die enge und direkte Vernetzung von Anbietern/KMUs und Endanwendern/BOS' in der zivilen Sicherheitsforschung in Deutschland. Im Rahmen des Projekts wurden diverse Workshops und ein Innovationsforum umgesetzt, in denen eine auf der Methodik des Fraunhofer INT basierte strukturierte und einheitliche Erhebung von Forschungs- und Innovationsbedarfen bei BOS durchgeführt wurde. Die Ergebnisse wurden in konsolidierter und priorisierter Form den beteiligten KMUs bereitgestellt. Für BOS wurde darüber hinaus vom Fraunhofer INT ein Trendscouting hinsichtlich aktueller relevanter Technologien unter den Themenblöcken »Antriebs- und Energieformen«, »Technik und Methodik in der Ausbildung« sowie »Vernetzte Einsatz- und Führungsmittel« durchgeführt und in Form von Technologie-Steckbriefen zur Verfügung gestellt.
Durch den parallelen Aufbau und Betrieb einer (langfristigen) Kooperationsplattform wurde in »InnoBOSK« zudem der direkte Austausch und Wissenstransfer zwischen den Akteuren ermöglicht. Dies soll auch langfristig zu einer engeren Vernetzung von Endanwendern und Anbietern führen und so zur Vermeidung von Fehlentwicklungen, Fehlinvestitionen durch »Lösungen ohne Problem« oder gar Aufgabe weiterer Entwicklungen beitragen. Der aktive Austausch kann darüber hinaus letztendlich auch in Aktivitäten wie der Bildung von Forschungskonsortien und Entwicklungsprojekten münden. Für die beteiligten KMUs bedeutet die exklusive Bereitstellung der strukturierten Forschungsbedarfe der BOS auch eine höhere Wettbewerbsfähigkeit und Marktchancen sowohl auf deutschem als auch europäischem und weltweitem Markt.
Der Beitritt zum »InnoBOSK Netzwerk« bzw. der digitalen Plattform und damit der Zugriff auf die detaillierten Projektergebnisse ist jederzeit möglich. Für die entsprechenden Zugangsdaten senden Sie bitte eine Mail an innobosk@bam.de.