Abschluss von EU-Projekt RiskPACC
Mehr Resilienz durch gezielte Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und Katastrophenschutz
Euskirchen – Mit dem final Reporting am 31. Oktober 2024 hat das vom Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT koordinierte Projekt RiskPACC seinen Abschluss gefunden. In dem EU-Projekt haben sich 19 Partner aus 10 europäischen Ländern in den letzten drei Jahren damit beschäftigt, Lösungsansätze zur Schließung des sogenannten »Risk Perception-Action Gap« (RPAG) zu erarbeiten und damit die Widerstandsfähigkeit gegenüber Katastrophen in der gesamten Gesellschaft zu erhöhen. Mithilfe eines ko-kreativen Ansatzes wurden in sechs Fallstudien unter anderem mehrere mobile und webbasierte Anwendungen, ein Brettspiel sowie ein Leitfaden mit Handlungsempfehlungen entwickelt. RiskPACC steht für »Integrating Risk Perception and Action to enhance Civil Protection-Citizen interaction«. Das Projekt wurde mit knapp 5,5 Mio. aus dem Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union, konkret aus dem Themenschwerpunkt »Sichere Gesellschaften«, finanziert.
Ziel von RiskRACC war es, den Dialog und den Wissensaustausch zwischen Bürger*innen, Katastrophenschutzbehörden, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Forschung und Entwicklung zu ermöglichen, um das »Risk Perception-Action Gap« (RPAG) zu schließen. Das bedeutet, dass es häufig Unterschiede darin gibt, wie Risiken von Behörden und der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und wie auf sie reagiert wird. So zeigt sich oft, dass die Einschätzung von Risiken und die Maßnahmen des Katastrophenschutzes nicht immer mit den Erwartungen und Wahrnehmungen der Bevölkerung übereinstimmen. Zudem führt auch eine Risikowahrnehmung von Bürger*innen nicht immer zu den entsprechenden Maßnahmen zur Selbstvorsorge. Um in der Gesellschaft Resilienz gegenüber Gefahren und Katastrophen aufzubauen, muss diese Lücke geschlossen werden.
Innerhalb des Projekts wurden sechs Fallstudien zu verschiedenen Gefahren (z. B. Waldbrände, Überschwemmungen, Erdbeben etc.) durchgeführt. Innerhalb dieser fanden wiederum mehrere durch Forschende und Entwickler*innen begleitete Workshops mit Bürger*innen und Katstrophenschutzbehörden statt. Es wurden gemeinsam Bedarfe identifiziert, mögliche Lösungen diskutiert und anschließend vielversprechende Ansätze entwickelt, die wiederum in weiteren Workshops getestet und weiterentwickelt wurden. In sechs bis zu diesem Zeitpunkt nicht involvierten Städten und Regionen wurde das so genannte »Risk Pack«, eine Sammlung aus Lösungsansätzen, Tools, Modellen, Methoden und Best Practice-Beispielen, abschließend getestet.
Die im Projekt entwickelten Apps und webbasierten Anwendungen ermöglichen eine bidirektionale Kommunikation zwischen Bürger*innen und Behörden. Bürger*innen können so nicht nur Warnungen, Informationen oder Schulungen empfangen, sondern auch aktiv aktuelle Informationen aus ihrer Umgebung an Behörden weitergeben, um eine schnellere und passgenaue Risikobewertung sowie akut notwendige Maßnahmen zu unterstützen.
Das Projekt brachte zudem den »RiskPACC Collaborative Framework« hervor, einen Handlungsleitfaden zur Förderung einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und Behörden. Dieses Framework besteht aus den vier Modulen: »Understanding« – Verständnis der Risiken und Kontextfaktoren, »Sharing« – Austausch von Wissen und gegenseitigen Erwartungen, »Relating« – Aufbau von Vertrauensbeziehungen, und »Building« – Entwicklung gemeinsamer Lösungen zur Verbesserung der Kommunikation und Krisenfestigkeit.
Außerdem wurde unter Federführung des Fraunhofer INT ein Brettspiel entwickelt, das Gemeinden dabei unterstützt, ihre dringlichen Bedarfe im Kontext ihrer Resilienz, insbesondere des RPAG, zu identifizieren und selbstständig Lösungen zu entwickeln, um diese Bedarfe zu decken. Das Spiel hilft dabei, alle relevanten Stakeholder einer Gemeinde an einem Tisch zu versammeln und eine gemeinsame, zielgerichtete Diskussion der wichtigsten Aspekte zu ermöglichen.
Das Fraunhofer INT bietet wissenschaftlich fundierte Analyse- und Bewertungsfähigkeit über das gesamte Spektrum technologischer Entwicklungen. Vertieft wird dieser Überblick durch eigene Analysen auf ausgewählten Technologiegebieten sowie durch eigene theoretische und experimentelle Arbeiten auf dem Gebiet elektromagnetischer und nuklearer Effekte.