Festakt in Euskirchen
Fraunhofer INT feiert 50-jähriges Jubiläum
Euskirchen – Das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen (INT) hat am 10. Oktober 2024 im Rahmen eines Festakts in Euskirchen sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Rund 120 geladene Gäste aus Forschung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kamen im Office Park in Euskirchen zusammen, um die Geschichte und Zukunftsperspektiven des Instituts zu würdigen. Zu den zahlreichen Gastrednern gehörten unter anderem Prof. Dr. Holger Hanselka, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Markus Ramers, Landrat des Kreises Euskirchen und Bürgermeister der Stadt Euskirchen Sacha Reichelt.
Nach der Begrüßung und Eröffnung der Veranstaltung durch Institutsleiter Prof. Dr. Dr. Michael Lauster folgte zunächst eine Videobotschaft des Direktors für Forschung und Innovation des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) Alexander Schott. Er betonte den Stellenwert des Fraunhofer INT und dessen Leistungen für das BMVg. Anschließend richteten Markus Ramers, Landrat des Kreises Euskirchen und Sacha Reichelt, Bürgermeister der Stadt Euskirchen, jeweils ein Grußwort an die Teilnehmenden in dem sie die Bedeutung des Fraunhofer INT für die Stadt und den Kreis Euskirchen darstellten.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit des Fraunhofer INT mit anderen Instituten und Kolleg*innen innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft wurde durch die Grußworte von Prof. Dr. Jürgen Beyerer, Sprecher des Fraunhofer-Leistungsbereichs Verteidigung, Vorbeugung und Sicherheit VVS, und Prof. Dr. Jakob Edler, Sprecher des Fraunhofer-Verbunds Innovationsforschung, unterstrichen. Das Fraunhofer INT ist Gründungsmitglied sowohl des VVS als auch des Verbunds. Den Abschluss der Grußworte machte Dr. Karsten Deiseroth als Vertreter des Kuratoriums des Fraunhofer INT.
Den Grußworten schloss sich der Vortrag von Institutsleiter Prof. Dr. Dr. Lauster an. In seinem Vortrag mit dem an eine Doppelfolge Raumschiff Enterprise angelehnten Titel »Gestern, heute, morgen – das Fraunhofer INT im Spiegel der Zeit«, nahm er die Teilnehmenden im Zeitraffer mit durch 50 Jahre Fraunhofer INT. »Die Gegenwart enthält die aus der Vergangenheit akkumulierten Potentiale für alle möglichen Zukünfte; um sie zu erkennen, reist man – zumindest virtuell – in die Zukunft, schaut zurück und fragt sich, welche Entscheidungen in der Gegenwart notwendig waren, um wünschenswerte Entwicklungen zu befördern und unliebsame zu vermeiden. Dieser Aufgabe widmet sich das Fraunhofer INT seit 50 Jahren und hilft so staatlichen und privatwirtschaftlichen Institutionen, informierte Entscheidungen zu treffen und die Zukunft möglichst positiv zu beeinflussen«, erläuterte Prof. Dr. Dr. Lauster.
Auch warf er einen erfreulichen Blick in die Zukunft. Nachdem das Fraunhofer INT nun seit mehr als drei Jahren mit den Nachwirkungen der Flutkatastrophe 2021 kämpft, wurde Mitte 2024 von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) bestätigt, dass der stark beschädigte Altbau abgerissen und ein Neubau für rund 33 Mio. Euro finanziert wird. Realisiert werden soll der Neubau durch die Bauabteilung der Fraunhofer-Zentrale. Um die Zeit bis zur Fertigstellung des Neubaus zu überbrücken beziehen die Institutsleitung, Verwaltung und eine der wissenschaftlichen Abteilungen zum 1. Dezember 2024 ein Gebäude in der Kaplan-Kellermann-Straße in Euskirchen. Die experimentell arbeitende Abteilung bleibt im Appelsgarten, auf der ursprünglichen Liegenschaft, ansässig. Hierfür werden aktuell große Teile des Instituts saniert und zu verschiedenen Messräumen umgerüstet.
Als Vertreter des BMVg betonte Ministerialrat Dirk Seebeck in seinem Vortrag die langjährige, enge Zusammenarbeit des Fraunhofer INT mit dem Ministerium und ließ deren gemeinsame Vergangenheit Revue passieren. Seit nunmehr fünf Jahrzehnten sei das Fraunhofer INT das »Fernlicht und der Suchscheinwerfer« in der wehrwissenschaftlichen Forschung und als solches für das BMVg nicht mehr wegzudenken.
Höhepunkt der Veranstaltung war der Festvortrag des Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, Prof. Dr. Hanselka. Er legte in seinem Vortrag ein besonderes Augenmerk auf die Verteidigungs- und Sicherheitsforschung und machte einmal mehr deutlich, wie relevant diese – gerade in der heutigen Zeit – ist. Er stellte die besondere Rolle und den Beitrag dar, den das Fraunhofer INT in diesem Bereich leistet. »In der heutigen Zeit stehen wir vor Herausforderungen, die es in dieser Form früher nicht gab. An dieser Stelle eine Vorausschau zu haben und eine Technikfrüherkennung zu etablieren, die aufzeigt, wann, wo und wie sich Technologien durchsetzen werden, ist die besondere Stärke dieses Instituts«, hob Prof. Dr. Hanselka hervor. Er sprach auch über die für 2026 anstehende Integration des Fraunhofer INT in das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE, die im Juni dieses Jahres vom Fraunhofer-Vorstand beschlossen wurde. Prof. Dr. Hanselka betonte: »Ich sehe der Zukunft des Fraunhofer INT begeistert und ausgesprochen positiv entgegen. Die Möglichkeiten, die sich ergeben, wenn sich zwei Partner finden, die komplementäre Kompetenzen haben, schaffen eine Grundlage für Innovation und nachhaltigen Erfolg. Zusammen können das Fraunhofer INT und das Fraunhofer FKIE als ein starkes FKIE ihre Aufgaben gegenüber dem BMVg und anderen Auftraggebern noch besser wahrnehmen.«
Zum Abschluss des Festakts präsentierten die Leiter der wissenschaftlichen Abteilungen des Fraunhofer INT Prof. Dr. René Bantes und Dr. Stefan Metzger die wissenschaftlichen Highlights aus fünf Jahrzehnten Fraunhofer INT. Dazu zählen die Gründung der vom Fraunhofer INT veranstalteten Veranstaltungsformate »Nukleare und radiologische Bedrohungen«, »Herausforderung Weltraum« und der »Zukunftslagekonferenz«, das 2020 angelaufene Investitionsprogramm in Höhe von 15 Mio. Euro, um die experimentelle Infrastruktur des Instituts zu modernisieren, die Beteiligung an den Satellitenmissionen Heinrich Hertz und ERNST, die Entwicklung des KATI-Systems und viele mehr.
Ergänzt wurde das Vortragsprogramm durch eine kleine Ausstellung mit ausgewählten Exponaten zu den Forschungsthemen des Fraunhofer INT. Unter anderem wurden 3D-gedruckte Modelle ausgestellt, die Analysen zu Zukunftstechnologien aus dem am Fraunhofer INT entwickelten KATI-System, einem Assistenzsystem zur Technologievorausschau, verbildlichen. Außerdem zeigte das Fraunhofer INT ein Exponat zum Thema Drohnenabwehr mittels Hochleistungsmikrowellen (HPEM), das verdeutlicht, wie
die Elektronik von Drohnen mittels HPEM gestört und damit Angriffe abgewehrt werden können. Ebenfalls vertreten waren die Themen Schutz kritischer Infrastrukturen vor elektromagnetischen Störungen, Katastrophenmanagement, Wehrtechnische Vorausschau, Schutz sensibler Bauteile vor nuklearer Strahlung und Bedrohungen durch Kernwaffen.
Die Geschichte des Fraunhofer INT reicht zurück bis in die 1960er Jahre und findet seine Anfänge in einer Arbeitsgruppe am Institut für Reine und Angewandte Kernphysik der Universität Kiel, die sich mit der Wirkung von Kernwaffen beschäftigte. 1974 wurde das Fraunhofer INT unter seinem jetzigen Namen als eigenständiges Institut in die Fraunhofer-Gesellschaft sowie in die institutionelle Förderung des BMVg aufgenommen. Seitdem hat sich das Fraunhofer INT stetig weiterentwickelt, neue Forschungsthemen in sein Portfolio aufgenommen und zählt damit heute zu den vielfältigsten Fraunhofer-Instituten. »In all diesen Jahren hat sich das Fraunhofer INT der Aufgabe verschrieben, durch angewandte Forschung in den Bereichen Technologieanalyse und -vorausschau sowie Zuverlässigkeitsuntersuchungen unter Strahlungseinfluss Beiträge für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu leisten«, so Prof. Dr. Dr. Lauster.
Das Fraunhofer INT bietet wissenschaftlich fundierte Analyse- und Bewertungsfähigkeit über das gesamte Spektrum technologischer Entwicklungen. Vertieft wird dieser Überblick durch eigene Analysen auf ausgewählten Technologiegebieten sowie durch eigene theoretische und experimentelle Arbeiten auf dem Gebiet elektromagnetischer und nuklearer Effekte.