Neue Phase des Sicherheitsforschungsprojekt ETCETERA

Das EU-Projekt ETCETERA tritt, koordiniert durch das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT und gemeinsam mit Partnern aus sieben europäischen Ländern, in eine neue Phase ein. Ab sofort können Mitglieder von Interessengruppen als Experten Einfluss auf den Verlauf und die Ergebnisse des Projekts nehmen. ETCETERA erforscht den Einfluss, den neue und kritische Technologien auf die europäische Sicherheit haben. Zudem sollen Empfehlungen für eine Forschungsagenda entwickelt werden.

Die Beteiligung von Interessensgruppen ist ein integraler Bestandteil des EU-Projekts ETCETERA („Beurteilung kritischer und neuer Technologien zur Erstellung eines Sicherheitsforschungsplans“). Diese Expertinnen und Experten können z. B. Endanwender von Sicherheitstechnologien (Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste,…), Vertreter von Verwaltung und Sicherheitsmanagement (z. B. in Behörden), Wissenschaftler und technische Experten sowie Vertreter von Industrie und Ausrüstungsanbietern sein. Konkret gibt es im März und April 2012 die Möglichkeit, an einer Online-Befragung teilzunehmen (http://www.etcetera-project.eu/questionnaires/questionnaires-de). Die offen formulierten Fragen beziehen sich u. a. auf:

  • Wichtige bzw. unersetzliche Ausrüstungsgegenstände 
  • Konsequenzen im Falle einer Fehlfunktion der Ausrüstung 
  • Neue Technologien, die in Zukunft eine Rolle spielen könnten

Eine weitere Möglichkeit, sich an dem Projekt zu beteiligen, bieten fünf eintägige Workshops, die parallel in sechs Sprachen durchgeführt werden. Der deutsche Workshop wird am 24. April 2012 in Köln stattfinden und neben Diskussionen nach der World Café-Methode auch die Besichtigung der U-Bahnbaustelle am Heumarkt beinhalten. Interessenten können sich im Zusammenhang mit der Online-Umfrage und unabhängig davon auf der Webseite des Projekts melden (www.etcetera-project.eu).

Das von der Europäischen Kommission im 7. Forschungsrahmenprogramm geförderte Projekt ETCETERA befasst sich mit den Chancen und Risiken, die in naher und mittlerer Zukunft (bis 20 Jahre) in kritischen und neuen Technologien liegen könnten. Das Projekt wird von einem Konsortium aus 14 Partnerorganisationen aus sieben europäischen Ländern durchgeführt und vom Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT in Euskirchen koordiniert.

Das ETCETERA-Projekt hat zwei Entwicklungslinien, „Critical Technologies“ („Kritische Technologien“) und „Emerging Technologies“ („Neue Technologien“) mit jeweils drei aufeinanderfolgenden Arbeitspaketen. Die beiden Entwicklungslinien sind so angelegt, dass sich Erkenntnisse aus der einen Linie in die jeweils andere Linie übertragen lassen. Zusätzlich integrieren zwei Konsultationskampagnen spezifische Informationen von Experten, Nutzern und Behörden.

Mit dem Projekt werden folgende Ziele verfolgt:

  • Zum einen sollen fundierte Listen zu „Kritischen und Neuen Techno- logien“, sowie ausgewogene Vorschläge für einen Sicherheits forschungsplan erstellt werden.
  • Zum anderen sollen neue Ansätze und Verfahren für die Evaluierung von Technologien und für strategische Sicherheitsforschungsplanung entwickelt und angewandt werden.

Entwicklungsslinie 1: Critical Technologies / Kritische Technologien

Die Entwicklungslinie „Kritische Technologien“ nähert sich in einen dreistufigen Filterprozess ihrem Endergebnis. Es werden zunächst alle „Kritischen Technologien“ identifiziert, die eine Bedeutung für die Sicherheit in Europa  haben (WP 1). Im zweiten Arbeitspaket (WP 2) werden die Technologien dieser Liste darauf hin untersucht, ob „kritische Abhängigkeiten“ bestehen (z. B. durch Patente, Exportbeschränkungen oder ökonomische Gegebenheiten).

Im letzten Arbeitspaket (WP 3) wird untersucht, welche Maßnahmen zur Behebung der identifizierten Abhängigkeit führen könnten. Sollte es sich dabei um alternative technische Lösungen handeln, so werden diese näher untersucht und evtl. notwendige angewandte Forschung vorgeschlagen. Die mit Hilfe von Expertenbefragung innerhalb und außerhalb des Konsortiums verfassten Listen werden durch einen Feedbackmechanismus validiert („Erste Konsultationskampagne“). Hierbei werden fünf parallele Workshops durchgeführt, die an fünf Orten und in sechs Sprachen stattfinden werden. Daneben soll ein systematisches Bewertungssystem („Punktesystem“ des Fraunhofer INT) erstmals auf die Untersuchung von Technologien angewandt werden.

Entwicklungsslinie 2: Emerging Technologies / Neue Technologien

Im ersten Arbeitspaket der zweiten Entwicklungslinie (WP 4) werden drei unterschiedliche Ansätze zur Untersuchung von „Emerging Technologies“ verwendet: 1) der bibliometrische Ansatz des Austrian Institute of Technology, 2) der auf einem breiten Monitoring basierende Ansatz des Fraunhofer INT und 3) die auf Expertennetzwerken basierende Methode von Isdefe. Dieses Arbeitspaket wird durch eine vergleichende Analyse der Ergebnisse und dem Versuch einer Synthese vervollständigt. Im zweiten Arbeitspaket (WP 5) werden einige ausgewählte Technologien vertieft analysiert. Daneben findet hier der Versuch statt das militärische Disruptive Technology Assessment Game (DTAG) auf zivile Situationen zu übertragen. Zudem wird die Validierung der Ergebnisse durch einen Szenario-Workshop vorbereitet. Im dritten Arbeitspaket (WP 6) fließen alle bisherigen Aktivitäten zusammen, um Empfehlungen für einen strategischen Forschungsplan zu erstellen. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und der Lehrstuhl für Finanzwirtschaft und Banken der Universität Duisburg-Essen erarbeiten in diesem Zusammenhang ein neues Modell zur Analyse hochspekulativer Forschungsvorhaben. Die Bewertung ethischer Aspekte (v. a. durch den Partner CSSC) wird bei der Entwicklung der Empfehlungen, wie auch an anderen Stellen des Projekts eine große Rolle spielen.

Die 14 Projektpartner:

DE: Fraunhofer INT (Koordinator; und Fraunhofer ISI), VDI Technologiezentrum (vdi-tz), Universität Duisburg-Essen, COMSEC;
SE: Swedisch Defence Research Agency (FOI), Greater Stockholm Fire Brigade (SSBF);
ES: TECNALIA, Ingenería de Sistemas para la Defensa de España (Isdefe);
FR: Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA), Morpho;
NL: Nederlandse Organisatie voor Toegepast Natuurwetenschappelijk Onderzoek (TNO);
IT: Ansaldo STS, Centro per la Scienza la Società a la Cittadinanza (CSSC);
AT: Austrian Institute of Technology (AIT)

Projektvolumen: ca. 2 Mio. Euro
Laufzeit: Oktober 2011 bis September 2013

 

Download PDF