Digitale Technologien für den Gesundheitsbereich
Die Bedeutung der Digitalisierung für den Gesundheitsbereich sind Politik und Gesellschaft durch die COVID-19 Krise besonders bewusst geworden. Die Europäische Kommission hat in diesem Zusammenhang am 1. April 2021 die Europäische Exekutivagentur für Gesundheit und Digitales (European Health and Digital Executive Agency, HaDEA) gegründet, um damit aktuellen und künftigen Herausforderungen besser begegnen zu können. Insgesamt wird die neue HaDEA Forschungs- und Innovationsprojekte im Wert von 20 Mrd. € innerhalb der nächsten 7 Jahre verwalten.
Der digitale Gesundheitsbereich kann jedoch auf eine Bandbreite von Forschungs- und Innovationsprojekten aufsetzen, die z. B. für die Fernüberwachung von älteren oder chronisch kranken Patient*innen oder für den Health & Wellness Bereich entwickelt worden sind.
Speziell für den Einsatz in Pandemiesituationen hat der Bereich der Fernüberwachung von Patient*innen besondere Aufmerksamkeit bekommen. Für Personen, die z. B. an Herzinsuffizienz leiden, können durch eine regelmäßige Messung von Gewicht, Blutdruck, Puls und Sauerstoffsättigung mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) Vorhersagen getroffen werden, wann bei einem Patienten oder einer Patientin ein hohes Risiko besteht, in die akute dekompensierte Phase der Herzinsuffizienz zu kommen.
Auch für Diabetes-Patient*innen oder Personen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) werden Analysetools auf KI-Basis entwickelt, um rechtzeitig Warnungen oder Empfehlungen zu geben.
Auch unabhängig von spezifischen Erkrankungen existieren Monitoringsysteme, um Risikosituationen rechtzeitig erkennen zu können. Hierzu werden z. B. mit Hilfe von Wearables, smarten Waagen, smarten Toiletten oder auch Ernährungs-Apps und intelligenten Flaschen der Gesundheits- und Fitnesszustand kontinuierlich überwacht. Chatbots oder textbasierte Apps können an die regelmäßige Medikamenteneinnahme erinnern, auf Basis der Sensordaten Empfehlungen für einen gesünderen Lebensstil geben oder ggf. ungewöhnliche Muster erkennen und vor Risikosituationen warnen.
Durch eine Kombination von Internet-of-Things Geräten, wie Rauch- und Wassermelder, Bewegungsmelder und intelligente Steckdosen können gerade bei alleinlebenden älteren Menschen Risikosituationen und ungewöhnliche Verhaltensmuster erkannt und Familien oder Pflegekräfte rechtzeitig benachrichtigt werden.
Außerdem existieren auf dem Markt bereits mehrere Apps, die virtuelle Arztbesuche via Videokommunikation ermöglichen, den elektronischen Behandlungsplan enthalten und diverse Sensordaten anzeigen können. Diese Apps dienen nicht nur in Zeiten der Pandemie für kontaktlose Patient-Arzt-Gespräche, sondern helfen auch Patient*innen selbstbestimmter und eigenverantwortlicher mit ihrer Gesundheit umzugehen.
Pilotprojekte existieren auch mit sozialen Robotern, die Patient*innen in Gesprächen nach ihrem Befinden befragen, kognitive Trainingsaufgaben anbieten oder nächtliche Überwachungsaufgaben, z. B. in Seniorenheimen übernehmen können.
Für Angehörige von demenzkranken Personen wurden bereits mehrere digitale Trainings- und Schulungsprogramme entwickelt, um zum Beispiel den Umgang mit den dementen Personen zu lernen und dabei auch auf die eigene (psychische) Gesundheit zu achten.
Speziell für COVID-19 wurden in Europa mehrere Apps entwickelt, zum Beispiel zur Nachverfolgung von Kontakten, zum Quarantänemanagement, zur Detektion von kritischen Krankheitsverläufen mit Hilfe von Sensordaten und Fragebögen oder als Symptom-Checker.
Aber auch nach COVID können digitalen Gesundheitstechnologien nicht nur den Patient*innen selber, sondern auch dem Gesundheitssystem z. B. mit Hilfe von klinischen Entscheidungsunterstützungssystemen helfen, Informationen über Patient*innen übersichtlich darzustellen, Handlungsempfehlungen zu geben, im Arbeitsalltag effizienter zu sein, menschliche Fehler zu vermeiden und letztendlich auch Gesundheitskosten zu sparen.
Insgesamt hat sich die neu gegründete Agentur für Gesundheit und Digitales ambitionierte Ziele für den nächsten 7-Jahres Zeitraum gesetzt, welche die Digitalisierung des Gesundheitssektors weiter voranbringen wird.