Autor*innen: Philipp Baaden, Dr. Vanessa Hollmann, Dr. Miloš Jovanović
Das Projekt »Krisenmanagement und Resilienz - Corona« (KResCo) hatte es sich zur Aufgabe gemacht politische Entscheidungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie und deren Auswirkungen zu analysieren und entsprechende Handlungsempfehlungen zu formulieren.
Das Ziel von Arbeitspaket 7 des Projekts war es, die Corona-bezogenen Forschungsaktivitäten verschiedener europäischer Länder und der jeweils in diesen Ländern vertretenen Forschungsorganisationen zu analysieren und in Relation zueinander zu bringen. Diese Arbeiten wurden in Kooperation mit den Gruppen »Technology Foresight & University Hub« (TFU) und »Wehrtechnische Zukunftsanalyse« (WZA) unter Nutzung quantitativer Methoden realisiert.
Die Forschungsaktivität der einzelnen Länder wurde mittels der jeweiligen Publikationen im Web of Science analysiert. Hierfür wurde eine Methodik entwickelt, die in einem iterativen Prozess, mit einer Fachexpertin in einem Klassifikationssystem für die Corona-Forschung resultierte. Mit Hilfe dieser Methodik wurden zehn verschiedene Themen-Klassen definiert (z. B. »Prevention«) und durch entsprechende Suchanfragen beschrieben. In einem weiteren Schritt wurde ein auf Natural Language Processing basierender Ansatz des maschinellen Lernens genutzt, um die Publikationen der Corona-Forschung entsprechend den Klassen zuzuteilen. Hierbei dienten die aus den Suchanfragen der Klassen gewonnenen Publikationen als Trainingsdaten. Die Resultate wurden durch die Fachexpertin evaluiert und Änderungsvorschläge für das Klassifikationssystem sowie die einzelnen Suchanfragen der Klassen berücksichtigt. Die betrachteten Länder mit den entsprechenden Forschungsorganisationen waren Deutschland mit der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG), die Niederlande mit der Niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) und Österreich mit der Forschungseinrichtung Austrian Institute of Technology (AIT).
Diese innovative Art der Analyse ermöglichte einen zeitlichen Vergleich zwischen den Jahren 2020 und 2021 auf der einen Seite sowie einen Vergleich der Länder- und Organisationsebenen auf der anderen Seite. Zur Illustration dient Abb. 1. Dort zu sehen ist ein Vergleich der Forschungsaktivitäten in Deutschland und den Niederlanden im Vergleich zur Projekt-Reaktion der jeweiligen Forschungsorganisation. Hier fallen mehrere Dinge auf. Zum einen der starke Fokus der FhG und der TNO auf den Bereich »Prevention«. Bei der FhG ist der recht hohe Anteil an Projekten, die sich der Klasse »Vax&Drugs&Ther« zuordnen lassen, ebenfalls bemerkenswert. Bei der TNO ist die Klasse »Social&Mental« am zweitstärksten vertreten und liegt damit weit über der länderspezifischen Aktivität und auch über der von der FhG. Während der Bereich »Cov-Symptoms« sowohl in der deutschen als auch der niederländischen Forschungslandschaft eine wichtige Rolle einnimmt (15,4 % und 12,2 %), lässt sich auf Seiten der Projekte der FhG und der TNO hier keines identifizieren. In dem Bereich »Pand.Control« sind beide Institutionen wieder deutlich aktiver als die länderspezifische Forschung. Insgesamt lassen sich viele Gemeinsamkeiten in der Forschungsaktivität der »Research and Technology Organisations« (RTOs) herausarbeiten, ebenso wie viele gemeinsame Unterschiede im Vergleich zur länderspezifischen Forschung.
Damit ist diese Methode ein gutes Beispiel für die aktive Methodenweiterentwicklung, um Perspektiven auf quantitative Daten zu eröffnen, die vorher in dieser Form so nicht genutzt wurden.